Direkt zum Inhalt

Bundesstaat Washington – der Evergreen State

Posted in Sonstiges, and USA

Lesedauer: 12 Minuten

Letzte Änderung am 22. Juli 2022 von Thorsten

Der Bundesstaat Washington hat nichts mit der gleichnamigen Hauptstadt der USA zu tun. Tatsächlich könnte die Distanz zwischen den Beiden kaum größer sein. Denn den Evergreen State findest du im hohen Norden an der Westküste direkt unterhalb Kanadas. Er beheimatet die meisten Gletscher Nordamerikas nach Alaska und durch seine wilde und ursprüngliche Natur ist er bis heute erst zu 60 % erschlossen.

Wir besuchten Washington im Zuge unseres Roadtrips entlang der Westküste der USA. Dabei starteten wir in San Francisco und sind über ein paar Umwege bis nach Seattle gereist. Natürlich haben wir bei unserer Reise eine ganze Menge gesehen. Hier findest du unseren Reisebericht.

Wissenswertes

Durch Seattle
Ein typisches Straßenbild in den USA.

Die wichtigsten Städte im Überblick:

  • Olympia (Hauptstadt) – Vermutlich würden die meisten annehmen, das Seattle die Hauptstadt von Washington ist. Sie ist bekannter und größer als Olympia.
  • Seattle – Die wohl bekannteste Stadt in Washington. Zur Metropolregion gehören mit den Städten Tacoma, Bellevue, Everett, Kent und Renton fünf der zehn größten Städte des Bundesstaates. Eines der berühmtesten Wahrzeichen der Stadt ist das Space Needle.
  • Tri-Cities – Im Süden findet sich der Zusammenschluss der drei Städte Kennewick, Pasco und Richland, bekannt als die Tri-Cities.
  • Spokane – Im Osten ist Spokane mit über 200.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt in Washington.

Gute 18 % der Einwohner Washingtons sind deutscher Abstammung. Eine der berühmtesten Familiennamen ist dabei mit Sicherheit Boing! Denn der Vater des berühmten Flugzeugbauers war der deutsche Auswanderer Wilhelm Böing, dessen Name an das Amerikanische angepasst wurde. Aber auch eines der größten Holzunternehmen in der Region wurde von einem deutschen Auswanderer gegründet. Etwas mehr Details findest du weiter unten im Kapitel Wirtschaft.

Geschichte

Glacier Peak
Über den Wolken thront der Glacier Peak.

Erkundet wurde die Küste von den Spaniern, später befuhr ein Amerikaner den Columbia River. Die erste Siedlung mit dem Namen Spokane gründeten allerdings kanadische Pelzhändler um 1810. Kurz davor endete die Expedition von Lewis und Clark, als sie die Vereinigten Staaten über Land durchquerten und im späteren Bundesstaat Washington den Pazifik entdeckten.

Später kauften ein paar hundert weiße Siedler den Indianern ein Stück Land ab. Die Ureinwohner wurden vom Häuptling Seattle angeführt, der dann auch der Namensgeber der dort gegründeten Stadt wurde.

Als später der Goldrausch in Alaska losging und sich die Abenteurer auf den Weg zum Klondike River machten, passierten die meisten von ihnen Seattle. Die Hafenstadt war sehr gut gelegen und so wurden hier auch viele Vorräte und Ausrüstungen an die Glücksritter verkauft. Diejenigen, die mit vollen Taschen zurückkamen, zahlten ihr Gold dann in den Banken der Stadt ein. So profitierte Washington in doppelter Hinsicht vom Goldrausch.

Natur und Geografie

Hörnchen
Ein Grauhörnchen bereitet sich auf den Winter vor. Man will ja nicht frieren.

Der Westen ist sehr feucht, bergig und dicht bewaldet. Teile davon sind sogar Regenwald. Gebiete wie die Halbinsel Olympic sind bis heute zu 95 % unberührt und gelten als wildes, ursprüngliches Land. Es wurde als eines der letzten Flecken in den USA erkundet.

Wenn du dort einmal unterwegs sein solltest, halte die Augen offen und deine Kamera bereit. Du findest hier nicht nur eine große Population an Schwarzbären, auch der legendäre Bigfood (auch bekannt als Sasquatch) soll hier zu finden sein. Und solltest du tatsächlich auf eines der Beiden treffen, halte lieber Abstand und sei vorsichtig.

Die Kaskaden

Durchzogen ist der Bundesstaat vom Kaskadengebirge, eine Gebirgsformation, die in Kanada beginnt und sich durch Washington bis nach Oregon zieht. Dabei sind die meisten Vulkane dieser Kette in Washington zu finden. Neben Mount Baker, Glacier Peak und Mount Adams findest du hier auch den berühmten Mount St. Helens und den Mount Rainier.

Mount Rainier

Mount Rainier wird von den Ureinwohnern auch Tacoma genannt, was so viel bedeutet wie „Wo die Wasser beginnen“. Er ist mit 4392 Metern der höchste Berg der Kaskaden und die ersten amerikanischen Bergsteiger, die sich an dem Mount Everest versuchten, haben hier trainiert.

Jedes Jahr fordert der Berg seine Todesopfer, aber gut 50 % aller Bergsteiger schaffen den Aufstieg bis zum Gipfel. Das ganze Gebiet ist ein National Park und verfügt über gut ausgebaute Wanderwege.

Mount St. Helens

Mount St. Helens erlangte 1980 traurige Berühmtheit, als der Vulkan durch einen gewaltigen Ausbruch im wahrsten Sinne des Worts explodierte. Es ist bis heute eine der größten Naturkatastrophen in der US-Geschichte und der Spirit Lake ist immer noch voll mit den ganzen entwurzelten Bäumen, die der Explosion zum Opfer fielen.

Der Osten Washingtons

Amerikanische Straße
Ein häufiger Blick während unseres Roadtrips.

Im Kontrast dazu ist der Osten sehr trocken. Die Kaskaden halten viele Regenwolken davon ab, weiter ins Land zu ziehen. Doch durch Bewässerung hat man es geschafft, Teile davon fruchtbar zu machen und so eine wichtige Wirtschaft zu begründen. Weitere Details findest du weiter unten.

Die National Parks in Washington

Wie du vielleicht schon aus anderen Beiträgen weißt, lieben wir die National Parks in den USA und wir versuchen so viele wie möglich zu besuchen. Im Folgenden findest du alle National Parks in Washington, die Links führen dich zu umfangreichere Artikel auf unserem Blog.

Kultur

Totempfahl
Die indigene Kultur ist immer wieder präsent.

Die indianische Kultur ist hier noch sehr stark ausgeprägt und wird bis heute gepflegt. So findest du nicht nur wunderschöne Totempfähle in der Nähe des Pike Place Market in Seattle. Mit den Makah Days findet jedes Jahr ein Kanuwettbewerb der Ureinwohner statt, die ihre Fähigkeiten trainieren und auch demonstrieren. Früher mussten sie sehr geschickt mit den Booten sein, denn sie gingen auf Walfang.

Wirtschaft

Erster Starbucks
Ein Mekka für alle Fans der Kette. Und ja, dieser Store hat seine eigenen Tassen zum Sammeln!

Washington ist vor allem durch seine Holzwirtschaft groß geworden und noch heute ist es der zweitwichtigste Wirtschaftszweig in Washington. Langholzlaster und Boote transportieren noch immer große Mengen an Holz zu den Sägewerken, weshalb der Bundesstaat auch als Sägespänenreich bekannt ist. Seattle hatte dabei schon immer eine Schlüsselrolle, denn es war der wichtigste Hafen der Region.

Mit Friedrich Weyerhäuser war ein Deutscher einer der großen Holzmogule der Region. Er gründete einen der größten Forstwirtschaftskonzerne der Welt, welcher noch heute im Geschäft ist.

Aber auch in der Landwirtschaft ist der Evergreen State sehr erfolgreich. Zwar ist der Osten des Staates wie schon erwähnt recht trocken, doch durch geschickte Bewässerung aus dem Westen hat sich hier eine der produktivsten Wirtschaften der USA gebildet. Gerade bei der Produktion von Äpfeln liegt Washington auf Platz 1 in den USA.

Heute sind es aber vor allem Technologieunternehmen, die eine wirtschaftliche Macht darstellen. An erster Stelle ist Microsoft zu nennen, eines der größten und einflussreichsten Softwareunternehmen der Welt. Das Unternehmen ist durch das Betriebssystem Windows groß geworden und heute findest du den Namen Microsoft in fast allen digitalen Bereichen, egal ob Büro, Cloud oder Gaming.

Amazon Spheres
Die Amazon Spheres beherbergen über 40.000 Pflanzen aus 50 Ländern und bieten einen Rückbezugsbereich für die Angestellten.

Direkt dahinter ist Amazon zu erwähnen. Angefangen hatte der Konzern als Versandhändler von Büchern, entwickelte es sich zu einem der größten Onlinehändler der Welt. 2019 hatte Amazon allein hier in Deutschland einen Marktanteil von 37 % am gesamten Online-Handel. Doch neben dem Versenden von Paketen ist Amazon auch zunehmend in digitalen Bereichen zu finden, wie zum Beispiel im Streaming (Amazon Prime Video) und der Cloud (AWS).

Auch Boing, der weltgrößte Hersteller von Luft- und Raumfahrttechnik, stammt aus Seattle, Washington. Der Gründer von Boing, William Edward Boing, hatte wie bereits oben erwähnt deutsche Wurzeln und kam ursprünglich aus der Holzindustrie. Seine Kenntnisse aus dem Studium der Holzverarbeitung half ihm später bei der Konstruktion seiner ersten Flugzeuge.

Und wusstest du, dass auch der Kaffeeröster mit der Meerjungfrau im Logo seinen Wurzeln in Seattle hat? Starbucks eröffnete sein erstes Geschäft am Pike Place Market und noch heute ist der Firmensitz in der Stadt zu finden.

Aktivitäten

Washington ist bekannt als Outdoor Paradies. Durch den Wind vom Atlantik bietet es sich hier an zu Segeln und zu Kite-Surfen. Es gibt aber auch zahllose Wanderwege und durch die Kaskaden finden auch Bergsteiger ihre Freude.

Eddie Bauer ist nicht nur eine US-amerikanische Sportbekleidungsmarke, er war auch eine echte Person. Er stammte aus Washington und war ein echter Naturbursche. Zunächst arbeitete er in einem anderen Sportgeschäft und präsentierte dort seine selbst gefangen Fische. Er machte sich schnell einen Namen als einer der besten Angler der Stadt. Wenig später eröffnete er dann seinen eigenen Laden und entwickelte seine eigene Outdoor-Kleidung. Er stellte das erste mit Gänsedaunen gefütterte Kleidungsstück her und stattete bedeutende Expeditionen aus, wie beispielsweise die amerikanische Mount Everest Expedition 1963.

Reisetipps

Sonnenuntergang Mount Rainier
Ein wunderschöner Sonnenuntergang im Kaskadengebirge.

Der Lake Union ist ein Gletscher-See und liegt vollständig innerhalb der Stadtgrenzen Seattles. Er beherbergt über 500 Hausboote. Wenn du also einen besonderen Ort zum Übernachten suchst, bietet dir unter anderem Airbnb dort Schlafmöglichkeiten an. Lake Union ist vor allem durch den Film „Schlaflos in Seattle“ bekannt geworden. Außerdem starten auf dem See täglich Wasserflugzeuge und dort findet auch die weltberühmte Duck Dodge-Regatta statt.

In der Stadt Fork solltest du dich vor Vampiren hüten. Sie liegt am westlichen Rand des Olympic National Parks und wurde erst 1945 gegründet. Hier ließ Stephanie Meyer ihre Vampirreihe Twilight spielen und brachte die Stadt so zur weltweiten Bekanntheit. Gerade für Fans ist es damit natürlich ein beliebtes Ausflugsziel. Zumindest früher war das für die Stadt ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, weshalb man dort kurzerhand den Stephanie-Meyer-Tag feierte.

Whidbey Island ist die größte Insel im Bundesstaat Washington und bekannt für seine Künstler und Ateliers. Aber auch Orte wie Langley ziehen gerade im Sommer viele Touristen an. Du hast dort die Möglichkeit Wassersport zu betreiben und einen herrlichen Blick auf das Kaskaden-gebierge zu genießen. Außerdem findest du hier schöne Bauernhöfe und einige Bed and Breakfast für die Touristen.

Fähren sind ein typisches Transportmittel. Insgesamt findest du hier 20 Häfen, die täglich angefahren werden. Dabei transportieren die Unternehmen jedes Jahr mehr als 20 Millionen Fahrgäste. Informiere dich über deine Routen, denn es ist mitunter einfacher eine Fähre zu nutzen, als den halben Puget Sound zu umfahren.

Reisezeit

Ab April nimmt die Regenmenge deutlich ab und steigt erst wieder ab Oktober an. In diesem Zeitraum wirst du am ehesten vom Regen verschont.

Die Temperaturen bewegen sich bis April zwischen 1 – 13 °C und können im Juli auf bis zu 26 Grad klettern. Im Oktober liegt die Höchsttemperatur bei 14 Grad.

Klima

Nebel in den Bergen
Der Westen Washingtons ist geprägt von Nebel.

Durch das Kaskadengebirge unterscheidet sich das Klima im Bundesstaat Washington von West nach Ost grundlegend. Im Westen herrscht durch den Pazifik ein mildes und feuchtes Klima und ist vergleichbar mit europäischen Küstenstädten. Deswegen ist hier eher selten mit Schnee zu rechnen. Doch je weiter du in den Osten reist, desto trockener wird es.

Die Durchschnittstemperatur im Jahr liegt an der Küste bei 11 °C und im Nordosten bei gut 4 °C. Dadurch ist der Westen Washingtons bekannt für sein gemäßigtes Klima. Der Osten ist jedoch durch die arktischen Luftströme stärker beeinflusst. Im Gegensatz zum Westen kommt es hier im Winter häufiger zu Frost und Schneefall. Auch sind hier Hitzewellen keine Besonderheit.

Dafür regnet es im Westen deutlich häufiger. Durch das feuchte Klima hast du hier auch oft Nebel und bewölken Himmel.

Fazit

Olympic National Park
Ein schöner Blick über den Olympic National Park. Wolken sind nicht selten in Washington.

Insgesamt ist Washington ein wunderschöner Bundesstaat, von dem wir bisher noch viel zu wenig gesehen haben. Das Wetter ist etwas schwierig einzuschätzen und durch die Wetterscheide, die das Kaskadengebirge bildet, ist es sehr schwer allgemeine Hinweise zu geben.

Wir haben diese Informationen über zahlreiche Quellen recherchiert und können gerade zum Wetter keinen vernünftigen Link anbieten, der dir eine Übersicht für ganz Washington bietet. Kennst du eine Adresse, lasse es uns wissen.

Empfehlungen*


Schreibe den ersten Kommentar

Kommentar verfassen